Konstantin Pawlowitsch Buteyko
war ein bekannter russischer Mediziner und Wissenschaftler, der in den 1950er Jahren die Entdeckung machte, dass chronische Hyperventilation – also dauerndes Überatmen – und der dadurch entstehende Sauerstoffmangel im ganzen Körper, die Hauptursache vieler chronischer Leiden ist.
Basierend auf dieser Erkenntnis, entwickelte und erforschte er über die nächsten Jahrzehnte eine Methode zur „Umkehrung tiefer Atmung„, mit der es ihm gelang die Symptome von mehr als 150 verschiedenen Krankheitsbildern erfolgreich zu behandeln. Die Buteyko-Methode wird heute als wirksame Selbsthilfemethode von zahlreichen Menschen weltweit erfolgreich gegen Leiden wie Asthma, Diabetes, Allergien und Unverträglichkeiten, Bluthochdruck, Schnarchen und Schlafapnoe angewendet.
Wer war Professor Buteyko?
Konstantin Pawlowitsch Buteyko wurde am 27.1.1923 in Ivanitsa, nahe Kiew, in der Ukraine geboren. Bereits in jungen Jahren wurde er von seinem Vater, einem Zimmermann, für Technik begeistert und begann, nach der Schule, am Polytechnischen Institut von Kiew Fahrzeugtechnik zu studieren. Bedingt durch den Ausbruch des zweiten Weltkriegs, brach Buteyko sein Studium ab und schloss sich der Armee seines Landes an. Dort wurde er eingesetzt, die Fahrzeuge eines medizinischen Geleitzuges der Truppen zu warten und reparieren.
Die Erfahrungen, die er im Krieg machte, prägten Buteyko und er beschloss “die komplizierteste Maschine von allen“ zu studieren: den Menschen. 1946 schrieb er sich im medizinischen Institut in Moskau ein.
Im dritten Jahr seines Studiums übernahm Buteyko verschiedene praktische Aufgaben im Institut – unter anderem, die Überwachung der Atmung von Intensivpatienten. Er verbrachte zahllose Nächte an der Seite der Patienten, beobachtete sie und verzeichnete ihr Atemverhalten.
Ihm fiel dabei auf, dass sich beim nahen des Todes eine deutliche Vertiefung der Atmung abzeichnete. Durch das genaue Dokumentieren dieser Veränderung der Atemmuster realisierte Buteyko, dass er in der Lage war den Todeszeitpunkt seiner Patienten, auf die Anzahl von Tagen oder sogar Stunden genau, vorhersagen zu können. Diese Erkenntnis wurde Thema seiner zukünftigen Forschung.
Nachdem er 1952 in Ehren sein Medizinstudium abgeschlossen hatte, setzte Dr. Buteyko seine Forschung eigenständig fort. Er bat gesunde Menschen für einige Minuten zu hyperventilieren und stellte fest, dass ihnen dadurch schwindelig und übel wurde. Er selbst litt zu diesem Zeitpunkt unter maligner Hypertonie – einer damals tödlich verlaufenden Form von Bluthochdruck – und häufigen Kopfschmerzen. Als er eines Abends am Fenster stand und über die Ursache seiner eigenen Kondition grübelte, lenkte sein Spiegelbild im Glas seinen Blick nach unten; ihm fiel auf, dass seine Brust sich beim Atmen deutlich hebte und senkte.
Bei einer Messung stellte er fest, dass er an einer zu geringen Sauerstoffsättigung im Gewebe litt. Ihm war bekannt, dass Hyperventilation zu einer Reduzierung des Sauerstoffgehalts im Körper führt. Dem Umkehrschluss folgend, begann Buteyko zu experimentieren und übte flacher und entspannter zu Atmen. Schon bald merkte er, dass er seine Symptome durch Reduzieren seines Atmens zum Verschwinden bringen konnte. Umgekehrt, konnte er die Symptome durch Vertiefen und Beschleunigen seiner Atmung wieder zum Ausbruch treiben. Er entschied, dass er die Ursache seiner Erkrankung gefunden hatte. In kurzer Zeit war er frei von seinen Beschwerden.
Wieder und wieder überprüfte Buteyko seine Theorie an Patienten und kam immer wieder zu denselben Ergebnissen: „Lernt der Mensch seine Atmung anzupassen, kehrt er seine Krankheit um.„
Die Entwicklung der Methode
1958 bekam er Gelegenheit das Labor für funktionale Diagnostik in Novosibirsk zu leiten, in dem auch für die erste russische Weltraummission geforscht wurde. Im Zuge seiner Arbeit untersuchte Dr. Buteyko gesunde wie kranke Menschen und sammelte eine Masse an Daten und Messwerten zur Auswertung. Das Laboratorium war, entsprechend seiner Zeit, bestens ausgestattet. Teile der Messapparate waren von Buteyko selbst gebaut, darunter sein berühmter Komplexator. Insgesamt beinhaltete die Ausstattung des Labors über 30 verschiedene Instrumente zur Messung beinahe aller grundlegenden Funktion des Körpers. Die Auswertung tausender verschiedener Daten pro Stunden übernahmen einige der weltweit ersten Computer und stellten ein Arsenal an Material zur Analyse zusammen. Dr. Buteyko nutzte die Daten und Erfahrungen seiner Patienten, um seine Methode der “Freiwilligen Unterbindung tiefer Atmung” (The Volitional Elimination of Deep Breathing) zu entwickeln.
Bis 1967 wurden zusätzlich 200 medizinische Spezialisten von Dr. Buteyko ausgebildet und um die eintausend Patienten, die an Asthma, Bluthochdruck oder Angina Pectoris litten, mit seiner Methode erfolgreich behandelt. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurden in ganz Russland erfolgreiche medizinische Studien zur Anwendung der Buteyko-Methode bei über 80 chronischen Krankheiten durchgeführt.
In 1988 gründete Dr. Buteyko die Buteyko-Klinik in Moskau, die bis heute von seinem Stiefsohn Dr. Andrey Novozhilov geleitet wird. Eine weitere Buteyko-Klinik wird Voronezh von Vladimir und Marina Buteyko (Buteykos Sohn und seine Schwiegertochter) geführt.
Die Buteyko-Methode ist in Russland heute weit verbreitet. Sie wurde jedoch, mit der Öffnung zum Westen, von den Einflüssen der Pharmaindustrie und dem Fokus auf medikamentöse Behandlungspraktiken zurückdrängt. Dafür wird die Methode inzwischen in vielen Ländern angewandt, in denen sich Menschen wieder vermehrt mit natürlichen Heilpraktiken auseinandersetzen: besonders in Australien, Kanada, den USA, Großbritannien und Deutschland.
Bis heute ist die Methode hauptsächlich für die Behandlung von Asthma bekannt. Eine Tatsache, die Dr. Buteyko später in seinem Leben bereute, da seiner Meinung nach viele andere Symptome, die er unter dem Begriff Hyperventilationssyndrom zusammenfasste, behandelt werden können.
… Die Sache war, dass sie einen Versuch zur Effektivität der Methode im Bezug auf Asthma leiteten. Es war einfach nicht möglich, in einem Anlauf offiziell zu demonstrieren, wieviele Krankheiten tatsächlich durch die Methode geheilt werden können… Deswegen haben sie mit Asthmaleidenden angefangen, was auf der einen Seite glücklich war, da sich an Asthmatikern dermaßen anschauliche Ergebnisse zeigen lassen. All jene die unter anderen Konditionen leiden, müssen sich noch eine Weile gedulden…
Zudem bietet die Buteyko-Methode nicht nur kranken Menschen etwas. Ganz im Gegenteil: Durch die andauernde Praxis der Methode treten weitere, interessante Effekte ein, z.B. eine natürliche Reduktion der Schlafzeit, ein scharfer Fokus und verbesserte Regeneration. Buteyko selbst war dafür bekannt das er mit nur 2-3 Stunden Schlaf pro Nacht ausgeruht war.
Dr. Buteyko starb 2003 friedlich im alter von 80 Jahren.